"Die versunkene Stadt Z" Kritik

Inhalt


Der britische Colonel Percival Fawcett wird nach Bolivien ins Amazonasgebiet geschickt, um dort einen Fluss zu vermessen, findet dabei allerdings Hinweise auf eine alte Zivilisation der Ureinwohner inmitten des Urwaldes. Getrieben von der Vorstellung eine alte, große Stadt - der er selbst den Namen "Z" gibt - zu finden, startet er weitere Exkursionen in die gefährlichen Tiefen des Urwaldes. 

Der Film basiert auf wahren, historischen Erlebnissen und wurde von James Gray unter anderem mit den Schauspielern Charlie Hunnam, Robert Pattinson & Sienna Miller verfilmt.

1. Abenteuerfilm? Kein Abenteuerfilm

Wenn man meine Kritik von Life gelesen hat, weiß man, dass ich es in letzter Zeit nicht so mit Filmen, die meinen Erwartungen entsprechen, hatte und auch hier hatte ich mit einem Abenteuerfilm gerechnet und bekam... das ist jetzt die Frage, was der Film eigentlich war.

Der Trailer und die Beschreibung klingt nach spannendem Abenteuer im Dschungel, während sich der Protagonist lediglich ein gefühltes Drittel seiner Zeit tatsächlich auf Abenteuerreise befinden. Zwischendurch geht es um Beziehungsprobleme - erst mit seiner Frau, später mit seinem Sohn - und wir machen sogar einen Abstecher in die Schrecken des ersten Weltkrieges. Der Film kann sich einfach nicht richtig entscheiden, was er sein möchte. Abenteuerfilm? Will er zeigen, wie solche Abenteuer die Familie beeinflussen? Möchte er Kritik an dem Umgang der weißen mit den Ureinwohnern üben? Möchte er sich mit dem Thema auseinander setzten, wie sehr das eigene Ansehen an Orden und Auszeichnungen hängt? Möchte er zeigen, wie ein Mann von etwas besessen sein kann? Oder ist es doch kurzzeitig ein Kriegsfilm? Das war während des Schauens nicht wirklich klar, die eben aufgezählten Aspekte kommen alle irgendwie vor, sind aber nicht authentisch zusammengebaut und ein spannender Abenteuerfilm mit vielen Gefahren ist er definitiv nicht. Eher eine ausführliche Biografie des Forschungsreisenden Percival (Percy) Fawcett.

Das schadet dem Film, weil man als Zuschauer ein Abenteuer erwartet und auch während des Filmes die Reise und Suche im Dschungel am interessantesten findet, dann aber das Problem bekommt, dass der Film nicht ausschließlich darum geht, sondern um noch viele andere Sachen, die nicht zwingend etwas zur Geschichte beitragen und mein Interesse einfach nie geweckt haben. Lasst den ganzen Film im Urwald spielen und alles wäre gut gewesen.

2. Aufbau & Ablauf

Ich behaupte nicht gleich, dass der Film schlecht war, nur weil er statt eines Abenteuerfilms eine Biopic war. Er war nur eine sehr langweilige Biografie, deren Erzählweiße sehr linear verläuft und wirklich nichts auslässt. Vor allem den Teil im ersten Weltkrieg hätte man sich sparen können, bzw. nicht allzu ausführlich erzählen sollen, weil es den Zuschauer - wie bereits gesagt - einfach nicht interessiert.

Außerdem kam es mir so vor als würde der Film nicht eine Geschichte erzählen, sondern viele kleine Etappen, die sich hintereinander reihen. Weil es letztendlich zu viele Etappen sind, die der Film abhandeln will, kann er sich nicht genug Zeit für die Einzelne nehmen und sie vertiefen. 

Irgendwann in der Mitte des Filmes gab es dann einen Punkt, an dem du keine Ahnung mehr hattest, wo der Film jetzt noch hinführen sollte. Die erste Möglichkeit wäre, dass er endet und dabei den Höhepunkt verpasst hat. Allerdings lief der Film - vom Gefühl her - dafür erst zu kurz. Die andere Möglichkeit war, dass doch noch eine große Etappe kommt - dafür war der Film gefühlt allerdings schon zu lange gelaufen. Letztendlich folgten dann noch zwei große Episoden, von denen die erste einfach nur völlig uninteressant war und bei mir die Phase der Langeweile eröffnet hat. Der Film geht dann wirklich noch ein Stück, aber das Interesse war wirklich verloren gegangen.

Außerdem macht der Film keinen Umweg um, zu erwartende, Klischees, sondern empfängt sie mit offenen Armen.

3. Das Leid im Dschungel

Ein großer Aspekt des Filmes ist auch, wie gefährlich und anstrengend eine Reise durch den Dschungel ist. Bereits bevor die Reisenden aufbrechen, wird ihnen dramatisch erzählt, dass niemand, der den Fluss entlang fährt, je wieder zurückgekommen ist. Während ihrer Reisen gibt es Verletzungen, Krankheiten und Tode und es wird auch noch öfter im Film erwähnt, wie schlimm es dort sei. Ganz nach dem Prinzip der "Hölle auf Erden". Das Problem ist nur, dass der Zuschauer das nicht so empfindet. Es wird ihm zwar immer wieder erzählt, aber man hat einfach kein entsetztes Gefühl oder leidet mit den Charakteren, was mich zu meinem nächsten Punkt bringt:

4. Die Charaktere

Die Charaktere waren allesamt solide, sympathisch und es war mir völlig egal was aus ihnen wird.

Zum einen hat man den Protagonisten und Anführer Percy, der sehr idealistisch gezeichnet ist. Er ist mutig, er ist ein starker Anführer, er ist gerecht, er ist ehrenvoll, er tut alles für seine Familie, er lässt niemanden zurück und er ist ein Freund der Ureinwohner, statt sie - wie der Rest der Welt - abzuknallen oder zu versklaven. Zusammengefasst: Er ist perfekt und dadurch nicht sehr interessant.

Seine Frau hingegen, ist der einzige Charakter der meine Sympathien geweckt hat. Sie war eine sehr starke Frau für die damalige Zeit und man konnte Bewunderung für sie entwickeln.

Und dann war da noch der Assistent von Percy - mit kleiner Brille und Vollbart. Irgendwann im Laufe des Films ist mir dann aufgefallen, dass er Ähnlichkeiten mit Robert Pattinson hat - bis ich dann festgestellt habe, dass sich hinter Bart & Brille TATSÄCHLICH Robert Pattinson verbirgt. Außer die Anekdote, ist mir allerdings nichts von ihm großartig in Erinnerung geblieben, außer dass er auch ganz sympathisch war.

Zusammengefasst passen die Charaktere alle im Großen und Ganzen, es kümmert dich nur einfach nicht, was mit ihnen geschieht, ob sie sterben oder leben, ob sie ihre Ziele erreichen oder eben nicht. Das verhindert leider massiv, dass man mit ihnen leiden kann und so fehlt nun mal auch jegliche Spannung.

5. Dialoge

Ich gebe zu, dass ich ein übermäßig kritischer Mensch bin, was Dialoge angeht. Die in diesem Film, waren aber wirklich grottig. Die Charaktere sagen so viel offensichtliches und die Dialoge dienen immer nur der Story. Alles was zu einer Situation oder zu einem Thema gesagt werden kann, wird auch immer von irgendjemandem gesagt. Allgemein wird immer genau das gesagt, was man erwartet. 

Dazu kommt dann noch der dramatische Unterton mit dem alles gesagt wird. Es gibt keine normalen Unterhaltungen. Jeder Satz der Schauspieler klingt als solle er als Zitat verewigt werden und alles hört sich todernst an. Vor allem aber klingt es unnatürlich und unrealistisch. Auch Diskussionen verlaufen manchmal in seltsame Richtungen in denen es mehr darum geht gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen, als logisch zu antworten.

In einer Szene diskutiert Percy beispielsweiße mit seiner Frau, die mit auf seine nächste Exkursion möchte. Statt einfach zu sagen, dass er sie nicht dabei haben möchte, damit sie nicht in Gefahr gerät, sagt er etwas in diese Richtung: "Du bist dem ganzen nicht gewachsen, weil die Frau seit Generationen hinter den Herd gehört" - natürlich nicht wörtlich, aber es hört sich verdammt danach an. Die ganze Aussage steht im totalen Gegensatz dazu, dass Percy eigentlich der liberalste Mann der Geschichte ist und passt überhaupt nicht auf den Charakter.

6. Die Frage nach der Moral an der Geschichte

Wie ich anfangs bereits erwähnt habe, streift der Film viele Themenbereiche und man fragt sich irgendwann, was er eigentlich aussagen möchte. Ich habe mich jetzt mal dafür entschieden: (andere Meinungen sind in den Kommentaren herzlich willkommen)

Der Film möchte zeigen, wie ein Mann besessen von der Idee werden kann, eine uralte Zivilisation in den tiefen des Dschungels zu finden und so endlich Ruhm und Ansehen zu gewinnen. Vor allem, da ihm nicht wirklich viele Menschen glauben.

So weit so gut. Lass ich als Hauptthema des Filmes durchgehend - kommt nur leider nicht rüber. Es sagen zwar andauernd Charaktere etwas in die Richtung, und Percy kann von seinen Reisen einfach nicht ablassen - als Zuschauer spürt man diese Besessenheit nur einfach genauso wenig, wie man das Leid im Dschungel nachempfinden konnte.

7. Um auch mal was Positives zu sagen...

Handwerklich ist der Film einwandfrei gemacht. Er ist gut inszeniert und bietet wunderschöne, authentische Bilder. Die Landschaftsaufnahmen sind beeindruckend, bei den Einstellungen hat sich jemand etwas gedacht und es wirkt immer sehr realistisch. Auch die Schauspieler spielen meiner Meinung nach ordentlich.

Auch das Grundthema ist nicht uninteressant und der Film bringt auch viele interessante Aspekte auf und hat in der Mitte des Filmes auch einen sehr schönen Konflikt zwischen zwei Charakteren, bzw. einem Charakter und dem Rest der Gruppe, der auch viele moralische Fragen aufwirft. 

Vor allem die Szenen im Dschungel, machen auch deutlich Lust auf mehr und ich, als Zuschauer, war sehr interessiert als Percy die ersten Funde macht, die auf alte Zivilisationen hinweisen. Der Film hatte wirklich gute Ansätze und einen tollen Trailer, dessen Erwartungen er dann nicht halten konnte.


Fazit

Prinzipiell war der Film nicht schlecht - Handwerklich war er gut, er sah wunderschön aus und hatte gute Ideen. Abgesehen vom langweiligen Aufbau der Geschichte und den grottigen Dialogen, hatte er hauptsächlich ein Problem: Es kam keine Spannung auf und er wurde irgendwann langweilig. 

Das lag meiner Meinung nach daran, dass man lange Zeit nicht weiß, was der Film eigentlich will - das irritiert mehr, als das es Spannung aufbaut. Außerdem daran, dass man keine wirkliche Bindung zu den Charakteren herstellen und die Situationen in den sie sich befanden nicht nachempfinden konnte. Und natürlich daran, dass zu viel geschieht, dass von der eigentlichen Story ablenkt und dieser die Zeit nimmt, in der man sie ausführlicher und interessanter hätte erzählen können.

P.S.: An einer Stelle wollen sich die Charaktere von der Strömung des Flusses zu seiner Quelle tragen lassen... Habe ich da was falsch verstanden, oder haben sie tatsächlich einen Fluss gefunden, dessen Wasser von der Meeresmündung in Richtung seiner Quelle strömt... ?

Wie immer freue ich mich über eure Meinung zu dem Film und diskutiere gerne, wenn ihr etwas anders seht! Nutzt einfach die Kommentare.

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